Technologien für Tiere im Heimtierbereich gibt es viele. Diese sogenannte Pet Tech erstreckt sich von Futterautomaten über Kameras bis hin zu Wearables wie technisch ausgestatteten Halsbändern und interaktivem Spielzeug, mit dem es beispielsweise möglich ist, Katzen und Hunde zu fördern und zu beschäftigen. Besonders bei Katzen, aber auch bei Hunden entstehen durch eine „Unterbeschäftigung“ beziehungsweise Langeweile sonst leicht Verhaltensprobleme, die dann gegebenenfalls eine Verhaltenstherapie erforderlich machen. Grundsätzlich muss den Tieren (auch laut Tierschutzgesetz) ermöglicht werden, ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben. Aber was brauchen die Tiere genau dafür? Zur Klärung dieser Frage sind Pet Tech-Anwendungen eine gute Hilfestellung.
Von Spiel und Spaß reicht der Nutzen bis hin zu gesundheitlichen Aspekten. Eine Auswertung von Kameradaten kann zum Beispiel auf Verhaltensänderungen Ihres Haustiers hinweisen, noch bevor diese im normalen Tagesablauf auffallen. Zugleich verschafft die Überwachung das gute Gefühl, dass es Ihrem Tier gut geht.
Der Fokus auf die – präventive – Tiergesundheit über die Sammlung möglichst vieler Datenpunkte kommt auch uns Tierärzten zugute – und damit letztendlich Ihrem vierbeinigen Liebling. Dabei haben Sie als Tierbesitzer zahlreiche Optionen: Ein bewegungssensitives System für Katzenklappen kann zum Beispiel Veränderungen in den Routinen Ihrer Katze festhalten und damit ganz ohne Videoaufnahmen bereits erste Rückschlüsse auf das Verhalten des Tieres erlauben. So können Sie feststellen, ob eine Verhaltensstörung vorliegt, die unter Umständen eine Verhaltenstherapie erforderlich macht. Mittels Bildverarbeitung können dazu visuelle Analysen durchgeführt werden, die für uns dann wertvolle Rückschlüsse für die weitere Untersuchung und Behandlung Ihres Tieres erlauben. Ein besonderes Halsband zeichnet über Funktionen ähnlich wie Ihr Fitnesstracker Aktivitäts-/Ruhephasen und den Kalorienverbrauch auf und ermöglicht damit detaillierte Aussagen zum Lebensstil Ihres Vierbeiners. Technologien für Tiere, Techniken also für die digitale Tiergesundheit, liefern damit auch für den Besuch beim Tierarzt interessante Informationen, auch im Rahmen von digitaler Tiermedizin.
Wie sieht also die Zukunft der digitalen Tiergesundheit aus? Tierbesitzer haben zukünftig die Möglichkeit, für die Überwachung Ihrer Tiere auf technologische Möglichkeiten zurückgreifen. Durch eine präzise Steuerung können Futtergewohnheiten, Training, und Aktivität durch den Tierbesitzer beeinflusst werden. Eine solche Modifikation erfordert allerdings spezielles Fachwissen, da unter anderem das Tierschutzgesetz eine artgerechte Haltung fordert. Lassen Sie sich daher unbedingt von uns tierärztlich beraten, bevor Sie solche Technologien anwenden. Insbesondere bei Katzen kann es sonst zu Problem kommen, die sich beispielsweise in Stress-assoziierten Erkrankungen zeigen.
Von zentraler Bedeutung ist die Frage, inwiefern sich ein ganzes Ökosystem etablieren lässt, in das Tier, Halter, Servicedienstleister und Tierärzte eingebunden werden können. Ein Beispiel: Kratzt sich ein Hund oder eine Katze ungewöhnlich stark oder weist Hautentzündungen auf, kann der Tierbesitzer über Kameras oder Tracker Daten dazu sammeln, die vom Tierarzt ausgewertet werden können. Wichtig ist aber, dass derartige Technologien eine Untersuchung Ihres Tieres nicht ersetzen können. Sie ergänzen und präzisieren lediglich den sogenannten Vorbericht, der für die Erarbeitung eines Diagnoseplans im Rahmen einer tierärztlichen Untersuchung tatsächlich sehr wichtig ist.